Gibt es für Kevin Hilfe?

Der 10-jährige Kevin bereitet Lehrern und Erziehern Kopfzerbrechen. Bereits im Kindergarten war er durch sein unruhiges, ungestümes Verhalten auffällig geworden. „Der Stuhlkreis morgens ist mit Kevin eigentlich nicht möglich. Er redet immer wieder dazwischen oder steht einfach auf und läuft umher. Und die anderen Kinder lassen sich oft von ihm ablenken“, so schilderte es die Erzieherin.

In der Schule ist Kevin dann sehr unbeliebt. Er hat keine Freunde und wird ausgegrenzt. „Mit dem kann man nicht spielen, der verdirbt immer alles!“, so beklagen es die Mitschüler. Und auch die Lehrer haben ihre Not mit Kevin. „Bisher hat nichts Wirkung gezeigt, ob nun Briefe mit Vorladungen an die Eltern, Androhungen, dass er die Schule wechseln muss oder Strafarbeiten, es ist ihm scheinbar gleichgültig“, so erzählt es einer seiner Lehrer.

Kevins Eltern sind ratlos. „Was können wir tun? Auch zu Hause benimmt sich Kevin unmöglich. Er ist ungehorsam, aufsässig, ärgert seine Geschwister und lässt sich nichts sagen. Natürlich platzt uns dann oft der Kragen“, so berichten sie verzweifelt.

Kevin ist kein Einzelfall. Immer häufiger werden Kinder durch ihr Verhalten auffällig. Viele fühlen sich unsicher und gehen schon morgens mit schlechten Gefühlen in die Schule. Sie haben Angst vor Mobbing und Ausgrenzung. Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung „erleben mehr als die Hälfte aller Kinder Ausgrenzung, Hänseleien oder körperliche Gewalt in der Schule.“[1]

Häufig reden Kinder nicht über ihr Erleben oder sie haben es längst aufgegeben, weil sie sich nicht verstanden fühlen. Bei Kevin scheint das auch so zu sein. Ja, was geht eigentlich in ihm vor? Inzwischen hat er längst einen Stempel bekommen: „Kevin ist ein schwieriges Kind“, so sind sich alle einig. Und Kevin glaubt das inzwischen bereits längst.

Gibt es niemanden, der Zugang zum Herzen dieses Kindes findet?

Eine neue Lehrerin ist an die Schule gekommen. Sie ist davon überzeugt, dass auch in Kevin ungeahnte Ressourcen stecken, die nur überdeckt sind. Sie möchte dem Jungen zu gerne helfen, und so lädt sie eine Fachkraft, die als Coach ausgebildet ist, zur Hospitation in die Klasse ein.  Und tatsächlich gelingt es der Hospitantin nach mehreren Interventionen, Kevins Herz zu erreichen und er ist bereit, sie am Nachmittag in ihrer Beratungspraxis aufzusuchen. Durch intensives und regelmäßiges Coaching – die Eltern mit einbezogen – fängt Kevin an, immer mehr aufzublühen. Sein oft impulsives Verhalten ist noch nicht ganz verschwunden, aber er kann sich inzwischen besser in die Klassengemeinschaft einfügen. Die Lehrkraft ermöglicht ebenfalls ein Coaching mit der ganzen Klasse. Mit Erfolg! Die Kinder sind nach vielen praktischen Übungen, Spielen, Beispielsgeschichten, Gesprächen über gute und schlechte Gefühle, und wie diese uns im täglichen Leben beeinflussen, mehr und mehr in der Lage, sich in ihre Mitschüler hineinzuversetzen und somit einander wertzuschätzend zu begegnen. Sie lernen, aufeinander zuzugehen und sich gegenseitig zu helfen. Jedes Kind lernt in den kommenden Monaten mit den eigenen Gefühlen und denen der Mitschüler mit Achtung umzugehen.

Mithilfe von Programmen, die die sozialen Kompetenzen stärken, erkennen die Kinder, dass sich eigentlich jeder von ihnen Wertschätzung, Lob und Anerkennung wünscht – auch Kevin.

Die Kinder lernen im Coaching einen „Gedanken-Wirkungs-Kreislauf“ kennen. Es wird ihnen erklärt, dass unsere Gedanken unsere Gefühle bestimmen. „Viele Menschen haben schlechte Gedanken über sich selbst“, erklärt die Fachkraft. „Sie glauben z. B. nicht so wertvoll zu sein wie andere, sie glauben verkehrt und schlecht zu sein, ungenügend oder nicht ausreichend begabt. Und diese Gedanken machen ihnen schlechte Gefühle. Schlechte Gefühle bewirken, dass wir unglücklich sind, uns nicht gut verhalten und von anderen abgelehnt werden. Das ist dann oft so, als wenn wir einen schweren Rucksack voller Steine schleppen müssen.“

Die Kinder haben viel durch das Coaching gelernt. Natürlich gab es auch immer einmal wieder Rückschläge, nicht nur bei Kevin. Aber eine Grundlage ist gelegt auf die nun die Lehrerin zurückgreifen kann. Sie weiß, dass Empathie zu lernen ein Prozess ist, sowie der Umgang mit den eigenen Gefühlen.

„Ihr könnt Euch gegenseitig helfen, gute Gedanken und gute Gefühle in Euren ‚Rucksack‘ zu holen“, haben die Kinder im Coaching gelernt. Darauf nimmt die Lehrerin nun häufig Bezug.

Und tatsächlich – auch Kevin erhält zunehmend von seinen Mitschülern Lob und Anerkennung.

Kevins Eltern entdecken inzwischen viele positive Seiten an ihrem Kind. In schwierigen Situationen geben sie ihm Feedback, dass sein Verhalten aus einem unbefriedigten Bedürfnis resultiert. Sie haben es mittlerweile gelernt, ihrem Kind Gefühle zu spiegeln. Kevin fühlt sich dadurch verstanden und von seinen Eltern geliebt. Immer wieder sagen sie gemeinsam einen Spruch, den Kevin im Coaching gelernt hat: „Ich bin nicht perfekt, und das ist gut so! Ich gebe mein Bestes und ich mag mich!“

[1] https://www.zeit.de/gesellschaft/2019-07/studie-kinder-jugendliche-gewalt-mitbestimmung-schulen?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F

Multitasking – Fluch oder Segen?

Was im Leben zählt, ist nicht, dass wir gelebt haben.

Der Unterschied, den wir im Leben anderer bewirkt haben,

bestimmt, wie bedeutsam das Leben ist, das wir führen.

Nelson Mandela

 

Multitasking – Fluch oder Segen?

         

Wir leben in einer Multitasking-Gesellschaft. Dieses Phänomen, mehrere Dinge gleichzeitig zu machen, ist bei Kindern und Jugendlichen besonders ausgeprägt. Teenager sitzen vor ihrem Computer, chatten mit ihren virtuellen „Freunden“, hören über Kopfhörer Popmusik in ohrenbetäubender Lautstärke während sie Hausaufgaben machen.

Viele Eltern sind dankbar, wenn ihre Kinder beschäftigt sind, denn Multitasking scheint für uns etwas Selbstverständliches zu sein. Außerdem stehen die meisten Kinder und Jugendliche unter einem enormen Druck. Sie meinen, ohne Multitasking den Anforderungen von Schule und Elternhaus nicht gerecht werden zu können.

Zu beobachten ist eine enorme Beschleunigung des Multitasking im Zeitalter des Internets. Psychologen warnen, dass Teenager, die gleichzeitig ihre Hausaufgaben erledigen, Sprach-/Videoanrufe tätigen, Onlinespiele machen und Fernsehen, auf Dauer Schwierigkeiten bekommen können. Viele Kids haben so viel um die Ohren, dass sie kaum noch Zeit für das gemeinsame Essen mit der Familie haben. Die vielen Termine würden sie zum Multitasking zwingen. Eltern, die von ihren Kindern Erfolg um jeden Preis erwarten, verschlimmern das Problem nur noch. Der permanente Erfolgsdruck kann bei Jugendlichen zu Stress und Depressionen führen. Diese Kinder, die überfordert aufwachsen, sind jedes Mal unglücklich, wenn sie die Erwartungen ihrer Eltern nicht erfüllen können. In einer Phase ihres Lebens, in der sie eigentlich lernen sollten, Freude am Leben zu empfinden, erleben sie sich als hilf- und hoffnungslose Versager. So ist es kein Wunder, dass viele von ihnen depressiv werden.

Es ist wichtig, dass Eltern und Erzieher den Kindern beibringen – am besten durch das eigene Vorbild – wie man mal Pause macht, sich ein paar Minuten entspannt und gar nichts tut.

Was man alles nicht macht, wenn man zu lange vor dem Bildschirm sitzt, hat Auswirkungen auf das soziale Miteinander: man isst nicht mehr mit der Familie zusammen, man spricht nicht mehr miteinander, man erlebt keine gemeinsamen Familienausflüge mehr, man spielt nicht mehr Gesellschaftsspiele, man sitzt nicht mehr im Garten und sieht den Wolken zu, …

Die Frage ist nicht: Was tue ich meinem Gehirn an mit all den Computerspielen?

Sondern: Was tue ich meinem Leben an mit all den Dingen, zu denen ich nicht mehr komme?

Viel wichtiger ist, dem Kind ein gesundes Lustempfinden zu vermitteln, indem wir Freude an den einfachen und schönen Dingen des Lebens zeigen, wie etwa den Spaziergang in der Natur, wenn im Frühjahr die Knospen aufbrechen und ihre bunten Blätter zum Vorschein kommen: Ein Zoobesuch mit der ganzen Familie, eine Wanderung durch die abwechslungsreiche Landschaft oder das Angeln lernen mit dem Vater, können tiefer gehende Eindrücke beim Kind hinterlassen. Kinder brauchen Zeit und Freiräume, um ihren Interessen und Neigungen nachzugehen. Familien brauchen Zeit gemeinsam etwas zu erleben, sie brauchen eine feste Struktur von Familientraditionen.

 

Gibt es eine Lösung?

Im Neuen Testament lesen wir im sog. Kinderevangelium, wie bedeutsam Kinder für Jesus sind.

Auf dem Weg nach Kapernaum hört Jesus, wie seine Jünger sich unterwegs über die Frage, wer denn wohl der Wichtigste unter ihnen sei, streiten. Den Jüngern ist es unangenehm, als Jesus sie daraufhin anspricht. Er setzt sich, ruft seine Jünger zu sich und spricht: „Wer der Erste sein will, der soll sich allen anderen unterordnen und ihnen dienen.“ Zur Veranschaulichung rief er ein kleines Kind, stellte es in die Mitte und umarmte es. Dann sagte er: „Wer solch ein Kind mir zuliebe aufnimmt, der nimmt mich auf. Und wer mich aufnimmt, der nimmt damit Gott selber auf, weil Gott mich gesandt hat.“ (Markus 9, 35b-37, Hoffnung für alle)

Für mich als Lehrerin bedeutet dies, dass das Kind einen Platz in meinem Herzen hat, ich es in meinem Herzenshaus aufnehme. Dadurch ist Jesus in unserer Mitte und das Ebenbild Gottes kann sich entfalten.

Gott ist die Liebe. Das ist nur eine seiner vielen Eigenschaften. In Jesus Christus ist SEINE Liebe leibhaftig geworden und in Jesu Kreuzigung und Auferstehung vollendet. Eine größere Liebestat ist nicht vorstellbar oder möglich. In jedem Kind, in jedem Kinderherzen ist die Liebe Gottes wie ein Samenkorn eingepflanzt und will wachsen. Unsere oberste Aufgabe als christliche Erzieher*innen/Pädagogen*innen ist es, das Herz eines uns anvertrauten Kindes zu berühren und die Liebe Gottes darin freizusetzen. D.h. das kleine Pflänzchen will gehegt und gepflegt werden, damit es heranwachsen und gedeihen kann. Wildwuchs sollte eingedämmt werden, damit sich die Persönlichkeit des Kindes mit den von Gott gegebenen Gaben entfalten kann.

Die Liebe zum Kind bedeutet, dass man es nicht seinem freien Willen in jeder Situation überlässt. Es bedeutet vielmehr, dass das Kind lernt, in Grenzen zu leben. Durch die Erfahrung von positiver Aufmerksamkeit (Lob) und praktischer Anleitung (Erwartung) wird das Kind eine Freude entwickeln, den Weg des Dienens einzuschlagen. Und wir Erwachsene als gute Vorbilder gehen auf diesem Weg voran. Wenn wir die Veränderung seines Herzens zum wichtigsten Ziel unseres Herzens machen, dann zeigt sich dabei Liebe, die Geduld hat (1. Korinther 13, 4) ohne nachlässig zu sein.

Und so ist das, was wir im Leben der uns anvertrauten Kinder im Sinne Jesu bewirken, nicht nur für sie bedeutsam, sondern auch für unser Leben.

Literatur:
1. Archibald Hart: Wer zu viel hat, kommt zu kurz, Brunnen-Verlag Gießen 2010
2. David W. Winkelhake: Die Herzensfrage – Wie unser Menschenbild die Erziehung bestimmt, Buchhandlung Bühne Leseplatz.de

Geschwister-konstellationen

Vor ein paar Tagen saß ich in einem Zug und hörte, wie ein älterer Herr in meinem Abteil ein Telefonat führte. Laut und deutlich konnte ich vernehmen – ohne ihn belauschen zu wollen – wie er zu seinem Gesprächspartner voller Entrüstung sagte: „Ich habe einen scheußlichen
Bruder! Immer wieder gibt es Konflikte zwischen uns. Er ist scheinbar neidisch auf mich, weil ich erfolgreicher bin, und das lässt er mich ständig spüren. Gerade hat er mir eine total gemeine WhatsApp geschickt. Manchmal kommt es mir vor als wiederhole sich das gleiche
Szenarium von damals vor 60 Jahren bei uns in der Kinderstube. Mir klingt noch der Satz in den Ohren: Das ist mein Spielzeug, das hast Du nicht anzufassen!“

Solche und ähnliche Klagen über Geschwisterprobleme kann man immer wieder hören. Glücklicherweise gibt es natürlich auch beglückende Geschwisterbeziehungen. Aber wie kommt es nun, dass es so häufig Probleme unter Geschwistern gibt, die sich bis ins Erwachsenenalter hinein auswirken? Welche Faktoren spielen hier eine Rolle? Können Eltern etwas tun, um ihren Kindern zu helfen, sich im Miteinander nicht ständig als Rivalen zu erleben?

Zunächst ist die Stellung in der Geschwisterreihe von Bedeutung. Es macht einen Unterschied aus, das älteste, mittlere oder jüngste Kind zu sein. Aber auch der Altersunterschied ist von Bedeutung. Ebenso spielt das Geschlecht eine Rolle. Ist das erste Kind ein Junge oder ein Mädchen, sind nur Mädchen in der Familie oder nur Jungen, oder gibt es gemischte Geschwisterpositionen.

Älteste Kinder – egal ob Junge oder Mädchen – sind z. B. häufig deutlich intelligenter, auch leistungsorientierter und gewissenhafter als nach ihnen geborene Geschwister. Sie sind zumeist vernünftiger und vorsichtiger als ihre Geschwister, und oftmals haben sie auch eine Neigung zum Perfektionismus. All diese Faktoren kann man der bei ihrem ersten Kind besonders bemühten, ja manchmal sogar noch der etwas ängstlichen Mutter zuschreiben.
Älteste orientieren sich an ihren erwachsenen Vorbildern, sie versuchen, so wie diese zu sein.
In ihnen steckt der Wunsch, Vaters und Mutters Fußspuren zu folgen, und weil sie diesen unbedingt gefallen möchten, folgen sie ihnen eher ohne Widerspruch als das dann später geborene Kinder tun. Eltern legen beim ersten Kind meist großen Wert darauf, dass es vor allem Gehorsam lernt. Man kann beobachten, dass Ältesten daher Regeln und Grenzen sehr wichtig sind, und dass sie es im späteren Leben manchmal auch damit übertreiben. Sie neigen oft dazu, über ihre Geschwister bestimmen zu wollen.

Schauen wir uns hierzu nur einmal den älteren Sohn im Gleichnis vom „verlorenen Sohn“ in der Bibel an (LK 15, 25-32). Für ihn war es unverständlich, dass der Vater für seinen jüngeren Bruder, der doch eigentlich in seinen Augen Strafe verdient hätte, stattdessen ein Fest feiert.
Das erste Kind in einer Familie erlebt häufig ein sogenanntes „Entthronungstrauma“, wenn sich ein zweites Kind anmeldet bzw. geboren wird. Häufig kann man dann auch Rivalitätskämpfe erleben, wie uns das ja bereits ganz am Anfang der Bibel mit der Kain und Abel- Story in 1. Mo 4, 1-16 beschrieben wird. Schon an dieser Geschichte können wir deutlich erkennen, wie stark die Eifersucht der Älteren auf ein Geschwisterkind sein kann. Völlig unbewusst fürchten häufig Geschwister einen Liebesverlust ihrer Eltern durch den Bruder oder die Schwester. Nicht selten kann man erleben, dass sie aus diesen Gründen sogar einen Beseitigungswunsch äußern.

Zweitgeborene Kinder genießen zunächst den Vorzug, dass die Mutter jetzt bereits viel sicherer im Umgang mit ihnen ist, im Vergleich zum erstgeborenen Kind. Sie sind daher auch meistens mutiger und forscher in ihren Erkundungen, sie orientieren sich an ihrem Geschwisterkind und lernen von diesem. Während die Älteren zunächst damit fertig werden müssen, einen Konkurrenten zu haben, neigen Zweitgeborene – besonders bei gleichem Geschlecht – dazu, die Erstgeborenen „überflügeln“ zu wollen. Im Erwachsenenalter kann das dann gelegentlich dazu führen, dass sie sich gern auch einmal älteren Personen widersetzen.
Rivalitätskonflikte zum älteren Geschwisterkind entstehen besonders dann, wenn das zweitgeborene Kind seine Stellung in der Familie nicht findet. Und wird nach der Geburt des zweiten Kindes sobald ein Drittes geboren, kann dies unter Umständen dazu führen, dass sich das Mittlere – wir sprechen auch oft vom Sandwichkind – ständig benachteiligt fühlt.

Die Bibel berichtet uns im Lukasevangelium, in Kapitel 10, 38-42 von zwei Schwestern, von Maria und Marta. Eines Tages kommt Jesus mit seinen Jüngern zu ihnen zu Besuch. Marta, die ältere der beiden, geht sofort ihrer Pflicht nach. Die Zweitgeborene Maria hingegen setzt sich zu Jesu Füßen und hört ihm zu. Die ältere Schwester Marta ist darüber verärgert. Sie beschwert sich bei Jesus und sagt: „Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester mir allein die ganze Arbeit überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen!“ (LK 10,40)
Die ältere Schwester fühlt sich verantwortlich, was sehr typisch für Erstgeborene ist. Die jüngere Schwester macht sich gar nicht so viele Gedanken, sie genießt einfach das Zusammensein mit Jesus und seinen Jüngern.
Zweitgeborene wurden schließlich so geprägt: Die Mutter und auch häufig sogar das ältere Geschwisterkind haben sich um sie gekümmert. Wenn auch die ältere Schwester sich durch gute Leistungen die Liebe der Eltern häufig erkauft, so hat die jüngere dies nicht nötig. Daher lebt sie viel unbesorgter, besonders in dieser Geschwisterkonstellation bei zwei Mädchen.
Aber die Jüngere kann auch Probleme bekommen, z. B. wenn sie merkt, dass die Ältere durch ihren Fleiß viel mehr Erfolge erzielt. Oftmals versucht sie dann, sich doch noch eine ganz besondere Position in der Familie zu erzwingen. Im schlimmsten Fall kann sie sich auch zu einem „Rebell“ entwickeln, meistens aus Neid auf die Schwester.

Das Thema Geschwisterkonstellation kann man unendlich ausschöpfen und sich dann auch sehr gut darin wiederentdecken. Eltern sind gut beraten, wenn sie sich damit beschäftigen.
Oft kann es nämlich schon bei Erziehungsproblemen helfen, wenn sie die Gründe für das Verhalten ihrer Kinder erkennen und einordnen können. Kinder, die spüren, dass sie verstanden werden, sind viel leichter zu leiten, als Kinder, die immerfort glauben, nicht verstanden zu werden. Ältesten kann man z. B. vermitteln, dass sie wertvoll sind, auch wenn sie nicht immer alles perfekt meistern. Wenn sich Geschwister einstellen, brauchen sie immer wieder die Zusicherung der Eltern, dass sie ihren Wert als ältestes Kind nie verlieren werden.
In der Geschichte von Maria und Marta lobt Jesus Marta für ihre Mühewaltung, aber er fordert sie auch dazu auf, sich nicht zu viel Sorgen zu machen.
Zweitgeborenen kann man oft dadurch helfen, dass man ihre ganz besondere Begabung entdeckt und fördert. Sie brauchen oft viel Lob und Anerkennung, weil sie auch schnell einmal an sich zweifeln. Jesus lobt Maria, indem er sagt, dass sie den guten Teil erwählt hat.
Eltern können ihren Kindern ebenfalls entscheidend helfen, wenn sie ihnen ihre Gefühle spiegeln. Bei einem Wutanfall z. B. kann es für das Kind eine Hilfe sein, wenn man ihm sagt: „Du bist gerade wütend. Ich kenne solch ein Gefühl auch, und ich weiß, wie einem dabei zumute ist!“ Durch solch eine Bemerkung kann man Kinder entlasten. Sie spüren auf diese Weise, dass man sie versteht und ernstnimmt.
Dem Ältesten kann man z. B. auch einmal sagen: „Du gibst Dir wieder so viel Mühe! Das ist ganz fabelhaft! Manchmal kann es aber auch nötig sein, dem bereits verlangsamten Kind, weil es immer alles ganz richtig machen möchte, zu helfen. Älteste brauchen oft die Zusicherung
der Eltern, dass sie nicht die Verantwortung für ihre Geschwister tragen müssen.

Beim mittleren Kind ist es häufig besonders nötig, den Selbstwert zu stärken. Das kann oft gelingen, wenn man ihm vermittelt, dass es eine ganz besondere Begabung hat, etwa im musischen, handwerklichen oder sportlichen Bereich usw.
Sehr hilfreich kann es auch sein, mit dem einzelnen Kind besondere Zeiten zu verbringen.

Am Anfang habe ich mein Erlebnis auf der Bahnfahrt geschildert. Es zeigt nur allzu deutlich, wie sehr Kindheitserfahrungen – auch im Hinblick auf Geschwisterbeziehungen – unser späteres Erwachsenenleben häufig noch bestimmen können. Aber auch hier ist Heilung und ein Umdenken möglich. Und wieder ist der erste Schritt Erkenntnis über die Zusammenhänge.
Erfahrungsberichte zeigen, dass alte Wunden – auch in belasteten Geschwisterbeziehungen – heilen können, wenn gegenseitiges Verstehen möglich wird. Und vor allem Menschen, die durch ihren Glauben an Gott Vergebungskraft geschenkt bekommen, erleben dann oft, dass
sogar zerbrochene Beziehungen wiederhergestellt werden. Ein biblisches Beispiel hierfür finden wir in 1. Mose 50, 17-21: Josef konnte seinen Brüdern vergeben, obwohl sie ihn aus Neid beinahe umgebracht und dann in ein fremdes Land verkauft hatten. Weil er an Gott festhielt, auch in all seiner Not, bekam er die Kraft seinen Brüdern am Ende nicht nur zu vergeben, sondern sie sogar zu lieben.

Literatur:
Grün, A.: Geschwisterbande, München 2018
Leman, K.: Geschwisterkonstellation, München 2016
Toman, W.: Familienkonstellation. Ihr Einfluss auf den Menschen, München 2011

Warum 153 Fische? – Rechnen mit Gott

Dass Mathematik ein unerlässlicher Bestandteil volks- und betriebswirtschaftlicher Berufsfelder ist, ist bekannt; dass man mithilfe
der Mathematik, wie sie Ökonomen im Studium lernen, auch die Bibel besser verstehen kann, dagegen weniger. Diethelm Schulz hilft
uns etwas auf die Sprünge.

Schon als Kind faszinierten mich Zahlen. In der Schule war Mathe mein Lieblingsfach. Ich studierte Informatik und Mathematik an der Fernuni Hagen und lernte auch meine Frau vor 40 Jahren durch Mathematik kennen. Angela – heute christliche Traumatherapeutin mit eigener Praxis – und zwei ihrer damaligen Freundinnen brauchten Hilfe für ihre Mathe-Abschlussprüfung. Da war ich als Abiturient zur Stelle. Alle drei bestanden mit Bravour – und ich bekam die größte Belohnung meines Lebens. Seit meinem Studium gehören Logik und Glauben für mich einfach zusammen. Mein Motto lautet: Wer logisch denkt und praktisch prüft, folgt Jesus Christus.

Die Zahl 153
Die Bibel ist voll von Zahlen, und über ihre Bedeutungen wird viel spekuliert. Wenn wir in Johannes 21:11 von der dritten Begegnung der Jünger mit dem vom Tode auferstandenen Jesus und vom Fischfang auf dem See Genezareth lesen, wundern sich sicherlich viele, warum da gerade 153 Fische gefangen wurden. Bei der Speisung der Vier- oder Fünftausend (Markus 8:1-9 und 6:30-44) wird in der Bibel doch auch gerundet. Doch in der Zahl 153 stecken eine Menge Informationen, die mich einfach faszinieren: Sofort sieht man, dass die 3 in dieser Zahl steckt, denn ihre Quersumme 1 + 5 + 3 = 9 ist auch durch 3 teilbar.

Der Mensch besteht aus Leib, Seele und Geist (Trinität des Menschen), und Gott begegnet uns als Vater, Sohn und Geist – als drei Personen und doch eins. Die Trinität Gottes lässt sich durch die Geometrie gut veranschaulichen: Der Raum besteht aus drei Dimensionen: Länge, Breite und Höhe. Lassen wir eine dieser Größen weg, haben wir keinen Raum mehr, sondern befinden uns in einer Ebene. Meinen Schülern erkläre ich die Trinität Gottes mit dem Vergleich zur Sonne. Der Himmelskörper symbolisiert den Vater, das Licht Jesus und die Sonnenenergie den Heiligen Geist. Weiter sehen wir, dass in der 153 die 9 steckt, denn ihre Quersumme ist ja auch durch 9 teilbar. Die 9 finden wir bei den Gaben des Geistes (1. Korinther 12) und bei der Frucht des Geistes (Galater 5: 22). Wenn wir den Geist Gottes in uns wirken lassen, dann werden Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung in uns wachsen!
In unserem Dezimalsystem (Basis 10) lässt sich die 153 als
1 x 10² + 5 x 10¹+ 3 x 100 darstellen. Im Binärsystem (Basis 2) wird die 153 als Summe von vier Zweier-Potenzen dargestellt:
128 + 16 + 8 + 1 = 153 und sieht in der Byte-Schreibweise so aus: 1 – 0 – 0 – 1 – 1 – 0 – 0 – 1

Im Hexadezimalsystem (Basis 16) lässt sich 153 als 9 9 darstellen: 9 x 16¹ + 9 x 16°= 144 + 9 = 153.
Damit beinhaltet die 153 die Gaben und die Frucht des Geistes. Ebenfalls symmetrisch lässt sich 153 als gleichseitiges Dreieck darstellen:

153 ist die Summe der Zahlen von 1 bis 17.
Für Kenner: 153 ist auch die Summe der ersten fünf Fakultäten: 1! + 2! + 3! + 4! + 5! = 1 + 2 + 6 + 24 + 120 = 153.
Addieren wir jetzt die Kubikzahlen der einzelnen Ziffern der Zahl 153, so erhalten wir wieder dieselbe Zahl 153: 1³ + 5³ + 3³ = 1 + 125 + 27 = 153. Das gilt für keine andere Zahl! Einzigartig!
Nun die größte Überraschung zum Schluss: Alle natürlichen Zahlen auf der Welt, die durch 3 teilbar sind, führen mit diesem Algorithmus zu 153! Ein Beispiel: meine Postleitzahl. Sie lautet 29331 (Lachendorf bei Celle). Die Quersumme ist 2 + 9 + 3 + 3 + 1 = 18, also durch 3 teilbar. Damit ist auch 29331 durch 3 teilbar.
Jetzt zum Algorithmus: 2³ + 9³ + 3³ + 3³ + 1³ = 8 + 729 +27 +27 + 1 = 792
Jetzt addieren wir die Kubikzahlen der einzelnen Ziffern, also: 7³ + 9³ + 2³ = 343 + 729 + 8 = 1080
Auch hier addieren wir die Kubikzahlen der Ziffern und erhalten: 1³ + 0³ + 8³ + 0³ = 513
Und noch einmal das Gleiche: 5³ + 1³ + 3³ = 153.

Liebe Leserin, lieber Leser, probieren Sie es einfach aus! Starten
Sie mit einer beliebigen natürlichen Zahl, die durch 3 teilbar ist,
und bilden Sie die Summe der Kubikzahlen der einzelnen Ziffern.
In wenigen Schritten sind Sie bei 153 – und bleiben dort!
Was für ein fetter, fruchtbringender Fang! Lasst uns alle Menschenfischer
werden!

Diethelm Schulz (Diplom-Informatiker)
geboren 1958, war von 2014 bis 2017 Mathematiklehrer
und Sozialbeauftragter an der Deutschen Schule in Athen.
Derzeit unterrichtet er die Fächer Mathematik und Religion an der
Freien Evangelischen Schule Hannover.
Kontakt: diethelm.schulz@t-online.de

Gibt es eine christliche Verantwortung?

Einige Gedanken-Impulse

Unter dem Titel „Eine gemeinsame Verantwortung für eine gerechte Gesellschaft“ tagte die Initiative des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Deutschen Bischofskonferenz für eine erneuerte Wirtschafts- und Sozialordnung (GT 22, Hrsg. EKD und DBK) im Februar 2014. Dabei fragten sie nach den Zielen des wirtschaftlichen Handelns. Um dies zu beurteilen bedarf es eines breiten ethischen Orientierungswissens. Im Alltäglichen vergessen wir oft die globalen Probleme und überlassen das ökonomische Denken den Multikonzernen? Ein Gedanke am Rande: Weshalb müssen in norddeutschen Supermärkten die Milch von süddeutschen Kühen angeboten werden? Ist die Milch norddeutscher Kühe nicht genauso gut?

2017 vertrat die Präsidentin des Deutschen Evangelischen Kirchentags, Christina Aus der Au, die Überzeugung, dass Christen vor Gott nicht nur Verantwortung für die religiöse Innerlichkeit, sondern auch für den gesamten weltlichen Bereich haben. „Kirche soll in der Welt sichtbar werden, und Christsein schließt verantwortliches Handeln in allen Weltverhältnissen unbedingt mit ein.“ Angesichts der vielen Ungerechtigkeiten dieser Welt müsste es ein Aufschrei aus allen Richtungen geben. Mein nächster Gedanken-Impuls: Mein Christ-Sein kann in meinem eigenen Lebensumfeld wie Familie, Beruf, im Freundeskreis sichtbar werden. Die Verantwortung meinen Nächsten zu lieben wie mich selbst ist und bleibt eine große Herausforderung in meinem Leben.

Der Weltgebetstag am 1.09.2018 enthielt die Aufforderung für die Bewahrung der Schöpfung einzustehen. Botschaften der Kirchen sprechen die ökologischen Herausforderungen und Verantwortung an. Der Vatikan betonte die Bedeutung von sauberem Trinkwasser. Nach Angaben der US-Initiative „Charity: Water“ haben 663 Millionen Menschen oder jeder Elfte weltweit keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.

Papst Franziskus: „Für uns Christen stellt das Wasser ein wesentliches Reinigungs- und Lebenselement dar. Es kommt sofort der Gedanke an die Taufe auf, das Sakrament unserer Wiedergeburt. Das vom Geist geheiligte Wasser ist die Materie, durch die Gott uns belebt und erneuert hat, sie ist der gesegnete Quell eines Lebens, das nicht mehr stirbt.“

Beim Lesen steigt Dankbarkeit in mir auf und ich weiß, Gott belebt und erneuert uns durch das geheiligte Wasser. Geheiligt bedeutet nichts anderes als „etwas ganz Besonderes“.

Wenn ich morgens aufwache brauche ich zuerst ein, zwei Gläser klares Wasser. Wie wohltuend ist dies täglich! Dankbarkeit in allen Dingen zu sein schützt den Menschen vor Überheblichkeit, lehrte mich meine Mutter. In vielen Bibelstellen werden wir aufgefordert Gott dankbar zu sein. Jesus sah gen Himmel und dankte Gott für Brot und Wein (Matth. 26, 26).

Der biblische Schöpfungsauftrag, die Erde zu hüten und zu bebauen (Gen 2,15) reicht weit. Wie werde ich dem gerecht: die Erde zu hüten? Und ich sehe die Lastwagen mit Tiertransporten auf unseren Straßen und lese Artikel mit zuviel Hormonzugabe im Tierfutter. Unsere Mitmenschen beurteilen wir nicht viel zu oft, viel zu Vorschnell auf den ersten Blick. Eine enorme soziale wie auch politische Dimension enthält dieser Auftrag.

Es bleibt die Verantwortung vor Gott, vor meinem Mitmenschen und vor mir selbst in all meinen Lebensbereichen wie in der Freizeit, im Berufsleben, … etc. Doch wie entlastend: Gott wusste, dass wir das alles nicht schaffen und gab sich für unsere Verantwortungslosigkeit selbst  in Jesus Christus am Kreuz hin, damit wir frei werden und Erben des ewigen Lebens sein dürfen.

Ein Aufgreifen der Gedanken zur christlichen Pädagogik aus den Schriften von Edith Stein

Aus der Schrift „Bildung und Entfaltung der Individualität“ von Edith Stein hat die Entwicklung des Menschen in seiner Jugendzeit an Bedeutsamkeit nichts verloren oder gar verändert. Der Mensch ist auf der Suche nach Wahrheit, nach Klarheit in seinem Leben und nach dem Streben sich selbst zu erkennen und die Berufung, die in seinem Inneren schlummert zu entdecken und zu leben gilt. Die Welt ist im technisierten und digitalisierten Zeitalter allerdings immer lauter geworden und verhilft dem heranwachsenden Menschen nicht die innewohnenden und schlummernden Begabungen damit leichter zu entdecken. Das eigentliche Ziel wird in unserer fortschrittlichen Welt nicht unbedingt einfacher zu erkennen und schafft oft keine wirkliche Hilfe.

Doch die erste Suche nach der Antwort von „Wahrheit und Klarheit“ folgt aus den Disziplinen der Erkenntnistheorie zu „Wahrheit und Klarheit“ aus der Logik der Philosophie:

Wahrheit und Klarheit

Bereits die frühen Philosophen erörterten die Frage nach der Wahrheit und Klarheit in erkenntnistheoretischen Fragestellungen:
»Was  ist  Erkenntnis, welche möglichen Arten der Erkenntnis gibt es, unter welchen Bedingungen ist richtige oder gültige Erkenntnis möglich?«  Betrachtet man die erste Frage genauer, könnte dies schlicht ergreifend bedeuten: Eine neue Kenntnis gewinnen oder einen Gegenstand kennenlernen kann in drei Gedankenabläufen festgehalten werden:

  1. Ein Objekt oder Gegenstand, den man erkennen möchte.
  2. Ein Subjekt oder ein geistiges Wesen, das die Neugierde in sich trägt, etwas erkennen zu wollen und
  3. die Tätigkeit der Erkenntnis selbst oder anders ausgedrückt: der Akt des Erkennens.

Wenn ich die Dinge in meiner Umwelt erkennen möchte, kann ich dies mit meinen Sinnen wahrnehmen: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und der haptische Tastsinn.

Will ich etwas erkennen, was in mir selbst,  in  meiner  Seele  vorgeht,  so  nützen  mir  dafür  die  äußeren  Sinne  nichts. Ich muss lernen, mein Inneres wahrzunehmen und die Anschauung dessen zu erfassen, was mich ausmacht.

Will ich jedoch die Gesetze der Mathematik verstehen, so komme ich mit meinem inneren oder äußeren Erkennen und Wahrnehmen nicht ans Ziel. Dazu brauche ich meinen Verstand, mit dem ich durch mein Denkvermögen Mathematik, Grammatik der deutschen Sprache, chemische Formeln, physikalische Zusammenhänge usw. mit Zeit und Ruhe verstehen lerne bis mein Gehirn es tatsächlich aufgenommen hat und mit den Erkenntnissen arbeiten gelernt hat.

Jedes Subjekt, ob Kind, Jugendliche oder ein Erwachsener lernt anders. Jungen und Mädchen lernen anders. Ein Mensch, aufgewachsen als australischer Aborigines oder bei den indigenen Völkern Südamerikas, im Kommunismus oder im völlig kapitalistischen System Europas, usw. bringt mit seiner Prägung und Sozialisation durch seine Eltern und durch seine Umwelt Einflüsse mit. Es gilt, reflektiert und mit Achtsamkeit seine Berufung und Potentiale zu entdecken, zu entfalten und zu leben im Bewusstsein der Ebenbildlichkeit Gottes.

Edith Stein:

„Die Individualität ist etwas Geheimnisvolles, und ferner, dass mit jeder Generation etwas Neues aufbricht, was der älteren nicht restlos fassbar ist. Das alles mahnt daran, dass der eigentliche Erzieher Gott ist, der allein jeden einzelnen Menschen bis ins Innerste kennt, der allein das Ziel jedes einzelnen zweifellos vor Augen hat und weiß, welche Mittel dazu dienen, ihn ans Ziel zu führen. Menschliche Erzieher sind nur Werkzeuge in der Hand Gottes.“

Die ver – r ü c k t e Jahreszeit Oder: Hat´s mich erwischt und ich bin dement – habe ich da den Herbst verpennt?!

Kaum zu glauben! Ende September schlendere ich mit meinem jüngsten Sohn durch die Glastür eines nahe gelegenen Möbelhauses, das mit einem reichen Warenangebot ausgestattet ist. An diesem Tag machen wir uns auf den Weg, um eine neue Stehlampe für unser Musikzimmer auszusuchen. Ich liebe es Neues für das Haus zu kaufen. Inspiration für manch verstaubte Ecke im Haus kann ich dort erfahren. Beim Stöbern durch das reiche Angebot finde ich oftmals so manches „besondere Stück“ zum Verschenken oder auch, um sich selbst zu beschenken.

Doch als ich an diesem Samstagnachmittag, es war der Michaelistag, mein geliebtes Möbelhaus betrete, glaube ich meinen Augen nicht zu trauen: „Hier will man mich als potenziellen Kunden auf den Arm nehmen – das ist ja die völlige Verarsche“, schießt es mir durch den Kopf.

Vor vier Tagen erst zeigte mir mein Kalender „Herbstanfang“ an und jetzt bin ich von leuchtenden Weihnachtsbäumen umgeben.

„Es ist doch noch nicht einmal Erntedank gewesen“, überlege ich so bei mir. Eine Zehntelsekunde lang glaube ich, was verpasst zu haben: „Bin ich jetzt dement und habe ich da was verpennt? Bin ich nur für einen kurzen Moment wieder klar?“ Blankes Entsetzen durchzuckt mich.

Mit meinem jüngsten Sohn an der Hand gehe ich ganz langsam durch diesen künstlichen Weihnachtswald mit Sternchen, Lametta und allem dazugehörigen Glimmer, nebst Weihnachtsliedern aus der Konserve: „Advent, Advent ein Lichtlein brennt“, ertönt es durch die Lautsprecherboxen des Möbelhauses.

Was macht man hier mit uns Menschen: Es ist September, die Blätter färben sich gerade gelb, rot und braun. Und hier steht der ganze Laden im Weihnachtszauber.

Mein Sohn wendet sich mir zu und leichtgläubig fragt er: „Weihnachten? Mama, ist die Stehlampe, die wir kaufen wollen, ein Weihnachtsgeschenk für Papa?“ Hui, das ist eindeutig zu viel des Guten. Tief Luft holend sage ich mit bestimmter Stimmlage: „Oh NEIN, hier scheinen die Uhren etwas schneller zu ticken als sonst wo auf der Welt!“

So gehen wir in die Richtung der Lampenausstellung und schauen uns suchend nach einer geeigneten Stehlampe um. Eine freundliche Verkäuferin spricht uns an: „Kann ich Ihnen helfen?“

Ohne nachzudenken, öffne ich meinen Mund und lasse zuallererst meinem Entsetzen Raum: „Was machen sie hier nur mit uns Menschen? Ich habe tatsächlich für einen Bruchteil einer Sekunde geglaubt, ich sei dement und hab´ Weihnachten verpennt.“

Die Verkäuferin reagiert nicht überrascht und erhascht sich von mir Verständnis für ihre Situation: „Was soll ich denn sagen, ich muss mir das acht Stunden am Tag im September, Oktober, November und Dezember anhören. Was glauben Sie wohl, wie ich das Weihnachtsfest erlebe? Das ist fast wie eine Erlösung.“

Erlösung? In meinem Kopf rattert es: „Das Warten auf die Ankunft unseres Erlösers Jesu Christi. Das Fest der Geburt unseres Herrn und Heilandes. Gott selbst kam in dem Menschen Jesus Christus auf die Erde und hat sein Leben ‚unschuldig am Kreuz’ für den sündhaften Menschen gelassen. Er litt, damit der Mensch ewig leben darf.“

Ich höre mich antworten: „Diejenigen unter uns, in unserer Gesellschaft des 21. Jahrhunderts, die sich mit dieser Erlösungstat Jesu Christi auseinandersetzen und erkennen, dass der Tod uns nichts mehr anhaben kann, weil wir in Jesus Christus auferstehen werden, gleich wie ER auferstand, diejenigen leiden heute unter dieser Geschäftemacherei, die mit dem Heiligen Christfest betrieben wird.“

Jetzt merke ich, dass ich einen Volltreffer bei dieser Verkäuferin gelandet habe. Sie winkt mich an ihren Schreibtisch, bietet mir einen Stuhl an und schiebt meinem jüngsten Sohn auffordernd ebenfalls einen kleinen Hocker hin.

Aus ihr sprudelt es nur so heraus: „Ich fühle mich in meiner christlichen Religion und den wertvollen Werten, die mir das Christentum seit meiner Kindheit vermittelt hat, überhaupt nicht ernst genommen. Die Würde des christlich geprägten Menschen und seine Festtage werden von diesen Mammuten des Konsums völlig missachtet.“ Jetzt platzt mein Jüngster heraus: „Sieht auch alles ziemlich kitschig aus. Sie müssten unseren Baum mal sehen, da haben wir fast alle Sterne selbst gebastelt.“ Ich schmunzle und erwidere: „Weihnachten und Advent im 21. Jahrhundert wird so was von verkitscht. Es ist eine Geschäftemacherei mit der Erlösungstat Jesu Christi.“

Die Verkäuferin mir am Schreibtisch gegenüber war augenscheinlich ein lebendiger Fisch einer Christengemeinde und legt nun vor mir ein Zeugnis ab: „Jesus hat uns nicht mit Geld erkauft, sondern mit seinem Leben und Leiden – mit seinem Tod am Kreuz. Ja, Gott selbst hing an diesem Kreuz; er wurde ausgepeitscht, bespuckt und ausgelacht. So wird sich auch noch heute über ihn lächerlich gemacht; wie diese Veralberung des Christfestes mit diesem Klimbim hier im Laden.“ Ich atme auf. Einerseits durchzuckt es mich mit Freude in diesem Durcheinander meiner Eindrücke von Herbst und Weihnachten die Worte dieser Verkäuferin zu hören. Andererseits bemitleide ich sie, da sie gezwungen ist, fast vier Monate dieses Spektakel auszuhalten. Wie erlebt sie wohl den ‚Heilig Abend’ unter dem Tannenbaum? Die Weihnachtsfeiertage? Aber ich traue mich gar nicht sie in dieser Situation zu fragen.

„Ja, ja“, stottere ich herum und gleichzeitig sehe ich in ihren Augen große Traurigkeit und bemerke leidvolle Anspannung und ermutige sie: „Sie erleiden und erdulden hier täglich im Grunde die Verhöhnung unseres Glaubens an den Auferstandenen und Gekreuzigten. In keiner Religion ist eine solche Erlösungstat zu finden – allein das Christentum hat dies zu bieten. Nicht durch Werke werden wir gerecht vor Gott, sondern allein durch den Glauben. Das war die zentrale Stelle in der Bibel, auf die Luther vor 500 Jahren stieß und die Werkgerechtigkeit gewissermaßen abschaffte!“

Ich spüre wie sich ihre Gesichtszüge erhellen und fahre eifrig fort: „In der heutigen Pädagogik, in der Gesellschaft und sogar in der Wirtschaft schreit man nach einem Wertekanon. Der Ruf nach einer ‚guten Schule’ ist in aller Munde. Menschlichkeit und den Blick auf den Einzelnen wird von Eltern in der Schule erwartet. Differenzierung des Unterrichtsstoffes, Motivation der Schüler, Methoden bis zum Abwinken soll der Lehrer einführen – alles, damit die Schüler gute Noten schreiben, um einen ‚erfolgreichen Schulabschluss’ zu erreichen und um eine ‚gute Ausbildungsstelle’ zu bekommen. Last not Least: Um ´ne Menge guter Kohle zu verdienen. Der Fokus dreht sich immer um das liebe Geld.“ Mein Sohn fing nun auch noch an sich einzumischen: „Werte? Was ist das? Die Verkäuferin, beginnt meinem Sohn zu erklären, dass wir Erwachsene die ‚Werte’ den Kindern vorleben: „Deine Mama geht mit dir einkaufen. Sie zeigt dir, dass man längst nicht alles kaufen kann, was man gerne haben möchte. Und du lernst daraus mit Geld richtig umzugehen. Oder sie geht mit dir zur Kirche und schickt dich nicht einfach allein am Sonntagmorgen in den Gottesdienst, nur weil du vielleicht eine Unterschrift für deine Konfirmation brauchst. Du lernst die Echtheit des Glaubens an deinen Eltern. Du siehst wie deine Eltern sich streiten und sich wieder versöhnen und einander vergeben.“ Er mit dem Kopf nickend: „Ja, ja. Das weiß ich alles. Aber ich wusste nicht, dass man das ‚Werte’ nennt.“ Er sich zu mir wendend: „Mama, welche Lampe nehmen wir jetzt denn mit? Die da vorne, die dir als erstes gleich auffiel. Außerdem muss ich mal für kleine Jungs.“

So endete das Gespräch umleuchtet von Lampen.

Nicht das theoretische Wissen von Werten ist es, was Kinder lernen, sondern das Vorleben von Werten wie auch das Vorleben des Lernens. Lernen und Arbeiten die Eltern bereitwillig und mit Freude – ohne zu fluchen und zu meckern, so werden es ihnen die Kinder gleichtun. Werte wurden früher Tugenden genannt. Eine Begrifflichkeit, die Jugendliche kaum noch von Erwachsenen hören und leider nicht immer vorgelebt bekommen wie: Gerechtigkeit, Ehrlichkeit, Wahrheit, Segen, Treue, Orientierung im Alltag, Verantwortung, Freiheit, Vertrauen zu den eigenen Stärken und Schwächen, Vertrauen zum Nächsten ohne Lug und Trug, ohne Missgunst und Überheblichkeit, Solidarität, Frieden, Höflichkeit, Disziplin, Pünktlichkeit, Toleranz, usw.; die Akzeptanz der abendländischen Wurzeln, auf dem unser Grundgesetz steht, sind allein über die Vorbilder zu lernen. Kinder ahmen die Erwachsenen nach. Ebenso lernen Kinder aus den Gesprächen von Erwachsenen. Egal an welchen Tagen, ob an solch einem Tag wie heute, den man Michaelistag nennt: Der Tag des Erzengels Michael. Michael hat in der Offenbarung Kap. 12 mit dem „großen Drachen, der alten Schlange, dem Teufel, der Satan genannt wird und der den ganzen Erdkreis verführt“, gekämpft und er hat über den Bösen gesiegt.

„Und ich höre eine laute Stimme im Himmel sagen: Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes und die Macht seines Christus gekommen; denn hinabgeworfen ist der Verkläger unserer Brüder, der sie Tag und Nacht vor unserem Gott verklagte. Und sie haben ihn überwunden wegen des Blutes des Lammes und wegen des Worts ihres Zeugnisses“
(Offenbarung 12, 10-11a).

Das Wissen über die Vergangenheit – lässt uns die Gegenwart verstehen – macht uns fähig an der Zukunft zu bauen

Christliche Schulen in freier Trägerschaft mit Erfolg in südlichen Bundesländern etabliert

Unser Grundgesetz gewährleistet in seinem Art. 7, Abs. 4 die Privatschulfreiheit:
(4) Das Recht zur Errichtung von privaten Schulen wird gewährleistet.
Private Schulen als Ersatz für öffentliche Schulen bedürfen der Genehmigung des Staates
und unterstehen den Landesgesetzen.[…]

Schulen in freier Trägerschaft sind gewollt, sollen sich etablieren und bereichern
mit ihren innovativen Schulkonzepten die regionale Bildungslandschaft. In den südlichen Bundesländern erfahren freie christliche Schulen enormen Zulauf.

Das Grundverständnis christlicher Pädagogik orientiert sich an der Bibel.
Das Neue Testament zeugt von der Erlösung durch Jesus Christus als rettendes Handeln Gottes sowohl in der Welt als für jeden einzelnen Menschen.

Christliche Pädagogen verstehen sich als Vorbilder.
Sie wissen um Jesu liebendes Geschehen am Kreuz. In diesem Bewusstsein leben und lehren christliche Pädagogen mit Jesu Liebe in sich tragend. Der Mensch erschaffen als Gottes Geschöpf kann in seinem Gegenüber: Schüler-Lehrerbeziehung, das Handeln Gottes erkennen.

Das Wissen zur Vergangenheit – zur Gegenwart – macht uns fähig an der Zukunft  zu bauen
Die Bibel ist das Buch der Bücher und erschließt uns das Werden in Beziehungen – in der Beziehung zum himmlischen Vater, unseres Schöpfers! Die Bibel entdecken ist pädagogisch bedeutsam, um die Zusammenhänge kennen zu lernen. Unsere Kultur ist in der Bibel begründet.

Stefan Jung schreibt:
Ohne die Bibel verstehen Sie nichts in Europa.
Weder erschließen sich die großen Schöpfungen der europäischen Literatur, Musik und Malerei, noch Sprichwörter und Volksweisheiten. Von einem Rembrandt-Bild oder einem Chagall verstehen Sie Bahnhof, wenn Sie die biblischen Motive der großen Maler nicht entschlüsseln können. Bei Johann Sebastian Bach sind Sie vollends aufgeschmissen. Die Bibel zeigt den Menschen als Gottes Ebenbild. Der Mensch besitzt die Fähigkeit zu wünschen, zu glauben, zu wählen und zu fühlen.“

In der Bibel beruft Gott einzelne Personen, IHM zu folgen.
Wir erkennen an biografischen Beschreibungen Veränderung des Menschen und das Wirken Gottes.

Die Würde des Menschen ist unantastbar

„Glauben sie an UFOs?“, wurde ich kürzlich von jungen Passanten auf der Straße gefragt. Die jungen Mädels und Jungs führten eine Befragung in der Fußgängerzone durch. Dies war Teil ihrer Jugendfreizeit, die sie in den Osterferien durchführten. „Natürlich nicht, auf gar keinen Fall. Das ist der größte Irrglaube, der je in der Welt verbreitet wurde“, kam es ohne zu zögern aus mir herausgesprudelt. „Weshalb nicht?“, kam prompt die nächste Folge-Frage. „Die Einzigartigkeit der Schöpfung: die Erde mit seinen Elementen Feuer, Wasser, Luft und Erde sowie jedes einzelne Geschöpf. Der Mensch als Ebenbild Gottes“, hörte ich mich reden. „Ist das nicht zu einfach?“, hakte einer der Teenager neugierig nach. „Zu einfach?“ Da hole ich etwas weiter aus: „Es gibt selbstverständlich unterschiedliche Sichtweisen. Die einen glauben an die Evolution des Menschen. Die anderen an die Wirkung von Steine und Sterne. Andere sind auf der Suche nach der Entstehung des Alls und erforschen Meteoriten. Sie gehen von einer immerwährenden Existenz der Dinge aus. Die anderen glauben an das Nichts. Die sogenannten Atheisten. Wobei die Atheisten, so nebenbei bemerkt, ja auch an etwas glauben – und zwar an das Nichts.“ Die Jugendlichen kommen mit mir ins Gespräch: „Natürlich gehen der Atheist, der Evolutionist und der gläubige Christ von unterschiedlichen Sichtweisen der Dinge aus. Sie schauen alle aus demselben Hause heraus in eine andere Richtung. Ob es UFOs gibt oder nicht, ist da fast nebensächlich.“ Das Mädel bohrte nochmals nach: „Sie sind wohl Christ. Wenn sie davon ausgehen, dass der Mensch ein Ebenbild Gottes ist, was doch nichts anderes bedeutet, als dass in jedem Menschen Gott selbst wohnt, dann glauben sie jetzt auch, dass Gott in diesem Moment hier ist? Er selbst in ihnen und gleichzeitig in mir?!“ Ich war erstaunt über diese Schlussfolgerung eines Teenagers und gleichzeitig berührt. Dabei hörte ich mich antworten: „Ja, so könnte man das sehen. Dennoch kann er nur in den Menschen leben, die dies auch wollen“, ergänzte ich knapp mit einem dennoch sehr engen Augenkontakt. „Die Schöpfung ist einzigartig. Einzigartig! Es gibt uns nur ein Mal, kein zweites Mal, meinen Sie das tatsächlich?“, wiederholte der Junge fragend und suchte ebenso den Blick meiner Augen. Er hatte einen klaren, offenen Blick. Neugierig und etwas verschmitzt lächelnd. Ich wünschte mir, alle meine Schüler würden mit dieser Neugierde zur Schule kommen. Bei meinem Gedankenwirrwarr ermutigte ich die beiden jungen Interviewer über Folgendes einmal zu philosophieren: „Bei all unserer hoch entwickelten Technologie ist es uns noch nicht gelungen, einen zweiten Planeten wie den der Erde zu entdecken. Wir staunen zwar über die Erkenntnis von Wasser auf dem Mars, aber das Staunen über unser Wasser aus dem Wasserhahn haben wir verloren. Während es Menschen auf unserem Kontinent gibt ,…“ Das Mädchen funkte dazwischen: … und es gibt in den Dritte-Welt-Ländern Menschen, für die sauberes Wasser ein teures Gut ist.“ Jung und weit blickend, laufen mir so meine Gedanken durch den Kopf. Das weltweite Informationssystem von World Wide Web birgt nicht nur Gefahren eines Suchtverhaltens an Internetspielen, Zocken, Pornografie, u.v.m., sondern wird tatsächlich auch als Welt-Lexikon von den Teenager genutzt. „Schlau gedacht“, konnte ich nur entgegnen. Die beiden jungen Teenager trugen wirklich eine Aufgewecktheit in sich, die nicht häufig zu finden ist in diesem Alter. Jugendliche, die über ihren Tellerrand schauen und nicht nur auf ihr Hormonchaos. Die Krönung war dann, als der Junge mich fragte, ob ich davon ausgehen würde, dass es ein Leben ohne Kriege geben könne.

Worauf ich nochmals die Trilogie des Atheisten, Evolutionisten und des Christen ins Gespräch brachte und versuchte mit verständlichen Worten die unterschiedlichen Sichtweisen der verschiedenen Gedankengebäude dieser Menschengruppen darzulegen. „Der Atheist ist nur sich selbst gegenüber verpflichtet und glaubt an den Zufall der Dinge. Der Evolutionist geht davon aus, dass der Mensch ein vom Säugetier abstammendes Wesen ist, und er hat daher mehrere lebende Wesen im Blick. Der Christ ist der gesamten Schöpfung mit seinen Mitmenschen, seinen Tieren und der gesamten Umwelt vor Gott verpflichtet.“ „Ich verstehe“, blinzelte mir der Junge entgegen und sein Fazit: „Daher ist der Christ, der Gott in sich wohnen lässt, unserem Grundgesetz am nächsten und Pazifist“. „Wie?“, musste ich nun nachhaken. „Der Mensch, der Gott in sich wohnen lässt, trägt Verantwortung jedem Mitmenschen gegenüber, weil er in jedem Menschen ein Teil Gottes sieht. Daher tritt er respektvoll seinen Mitmenschen gegenüber, ist liberal und demokratisch. Alles in allem. Obendrein weiß der Christ, dass die Würde des Menschen unantastbar ist“, so der junge Teenager, der es verstand, mich völlig zu begeistern. Es gibt noch junge Leute mit logischen Schlussfolgerungen. Neugierde ist der Schlüssel. Und dies im medialen Zeitalter der Spiele wie War Craft etc. oder einer Lan Party, die den Verstand nicht verständiger werden lassen. An diesem Nachmittag in der Fußgängerzone begriff ich, dass die Denker in unserem Land noch nicht ausgestorben sind!

„Der HERR aber wird dir in allen Dingen Verstand geben.“
(2. Tim 2,7)