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Ein Aufgreifen der Gedanken zur christlichen Pädagogik aus den Schriften von Edith Stein

Petra M. Rahlfs

Aus der Schrift „Bildung und Entfaltung der Individualität“ von Edith Stein hat die Entwicklung des Menschen in seiner Jugendzeit an Bedeutsamkeit nichts verloren oder gar verändert. Der Mensch ist auf der Suche nach Wahrheit, nach Klarheit in seinem Leben und nach dem Streben sich selbst zu erkennen und die Berufung, die in seinem Inneren schlummert zu entdecken und zu leben gilt. Die Welt ist im technisierten und digitalisierten Zeitalter allerdings immer lauter geworden und verhilft dem heranwachsenden Menschen nicht die innewohnenden und schlummernden Begabungen damit leichter zu entdecken. Das eigentliche Ziel wird in unserer fortschrittlichen Welt nicht unbedingt einfacher zu erkennen und schafft oft keine wirkliche Hilfe.

Doch die erste Suche nach der Antwort von „Wahrheit und Klarheit“ folgt aus den Disziplinen der Erkenntnistheorie zu „Wahrheit und Klarheit“ aus der Logik der Philosophie:

Wahrheit und Klarheit

Bereits die frühen Philosophen erörterten die Frage nach der Wahrheit und Klarheit in erkenntnistheoretischen Fragestellungen:
»Was  ist  Erkenntnis, welche möglichen Arten der Erkenntnis gibt es, unter welchen Bedingungen ist richtige oder gültige Erkenntnis möglich?«  Betrachtet man die erste Frage genauer, könnte dies schlicht ergreifend bedeuten: Eine neue Kenntnis gewinnen oder einen Gegenstand kennenlernen kann in drei Gedankenabläufen festgehalten werden:

  1. Ein Objekt oder Gegenstand, den man erkennen möchte.
  2. Ein Subjekt oder ein geistiges Wesen, das die Neugierde in sich trägt, etwas erkennen zu wollen und
  3. die Tätigkeit der Erkenntnis selbst oder anders ausgedrückt: der Akt des Erkennens.

Wenn ich die Dinge in meiner Umwelt erkennen möchte, kann ich dies mit meinen Sinnen wahrnehmen: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und der haptische Tastsinn.

Will ich etwas erkennen, was in mir selbst,  in  meiner  Seele  vorgeht,  so  nützen  mir  dafür  die  äußeren  Sinne  nichts. Ich muss lernen, mein Inneres wahrzunehmen und die Anschauung dessen zu erfassen, was mich ausmacht.

Will ich jedoch die Gesetze der Mathematik verstehen, so komme ich mit meinem inneren oder äußeren Erkennen und Wahrnehmen nicht ans Ziel. Dazu brauche ich meinen Verstand, mit dem ich durch mein Denkvermögen Mathematik, Grammatik der deutschen Sprache, chemische Formeln, physikalische Zusammenhänge usw. mit Zeit und Ruhe verstehen lerne bis mein Gehirn es tatsächlich aufgenommen hat und mit den Erkenntnissen arbeiten gelernt hat.

Jedes Subjekt, ob Kind, Jugendliche oder ein Erwachsener lernt anders. Jungen und Mädchen lernen anders. Ein Mensch, aufgewachsen als australischer Aborigines oder bei den indigenen Völkern Südamerikas, im Kommunismus oder im völlig kapitalistischen System Europas, usw. bringt mit seiner Prägung und Sozialisation durch seine Eltern und durch seine Umwelt Einflüsse mit. Es gilt, reflektiert und mit Achtsamkeit seine Berufung und Potentiale zu entdecken, zu entfalten und zu leben im Bewusstsein der Ebenbildlichkeit Gottes.

Edith Stein:

„Die Individualität ist etwas Geheimnisvolles, und ferner, dass mit jeder Generation etwas Neues aufbricht, was der älteren nicht restlos fassbar ist. Das alles mahnt daran, dass der eigentliche Erzieher Gott ist, der allein jeden einzelnen Menschen bis ins Innerste kennt, der allein das Ziel jedes einzelnen zweifellos vor Augen hat und weiß, welche Mittel dazu dienen, ihn ans Ziel zu führen. Menschliche Erzieher sind nur Werkzeuge in der Hand Gottes.“