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Gibt es eine christliche Verantwortung?

Petra M. Rahlfs

Einige Gedanken-Impulse

Unter dem Titel „Eine gemeinsame Verantwortung für eine gerechte Gesellschaft“ tagte die Initiative des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Deutschen Bischofskonferenz für eine erneuerte Wirtschafts- und Sozialordnung (GT 22, Hrsg. EKD und DBK) im Februar 2014. Dabei fragten sie nach den Zielen des wirtschaftlichen Handelns. Um dies zu beurteilen bedarf es eines breiten ethischen Orientierungswissens. Im Alltäglichen vergessen wir oft die globalen Probleme und überlassen das ökonomische Denken den Multikonzernen? Ein Gedanke am Rande: Weshalb müssen in norddeutschen Supermärkten die Milch von süddeutschen Kühen angeboten werden? Ist die Milch norddeutscher Kühe nicht genauso gut?

2017 vertrat die Präsidentin des Deutschen Evangelischen Kirchentags, Christina Aus der Au, die Überzeugung, dass Christen vor Gott nicht nur Verantwortung für die religiöse Innerlichkeit, sondern auch für den gesamten weltlichen Bereich haben. „Kirche soll in der Welt sichtbar werden, und Christsein schließt verantwortliches Handeln in allen Weltverhältnissen unbedingt mit ein.“ Angesichts der vielen Ungerechtigkeiten dieser Welt müsste es ein Aufschrei aus allen Richtungen geben. Mein nächster Gedanken-Impuls: Mein Christ-Sein kann in meinem eigenen Lebensumfeld wie Familie, Beruf, im Freundeskreis sichtbar werden. Die Verantwortung meinen Nächsten zu lieben wie mich selbst ist und bleibt eine große Herausforderung in meinem Leben.

Der Weltgebetstag am 1.09.2018 enthielt die Aufforderung für die Bewahrung der Schöpfung einzustehen. Botschaften der Kirchen sprechen die ökologischen Herausforderungen und Verantwortung an. Der Vatikan betonte die Bedeutung von sauberem Trinkwasser. Nach Angaben der US-Initiative „Charity: Water“ haben 663 Millionen Menschen oder jeder Elfte weltweit keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.

Papst Franziskus: „Für uns Christen stellt das Wasser ein wesentliches Reinigungs- und Lebenselement dar. Es kommt sofort der Gedanke an die Taufe auf, das Sakrament unserer Wiedergeburt. Das vom Geist geheiligte Wasser ist die Materie, durch die Gott uns belebt und erneuert hat, sie ist der gesegnete Quell eines Lebens, das nicht mehr stirbt.“

Beim Lesen steigt Dankbarkeit in mir auf und ich weiß, Gott belebt und erneuert uns durch das geheiligte Wasser. Geheiligt bedeutet nichts anderes als „etwas ganz Besonderes“.

Wenn ich morgens aufwache brauche ich zuerst ein, zwei Gläser klares Wasser. Wie wohltuend ist dies täglich! Dankbarkeit in allen Dingen zu sein schützt den Menschen vor Überheblichkeit, lehrte mich meine Mutter. In vielen Bibelstellen werden wir aufgefordert Gott dankbar zu sein. Jesus sah gen Himmel und dankte Gott für Brot und Wein (Matth. 26, 26).

Der biblische Schöpfungsauftrag, die Erde zu hüten und zu bebauen (Gen 2,15) reicht weit. Wie werde ich dem gerecht: die Erde zu hüten? Und ich sehe die Lastwagen mit Tiertransporten auf unseren Straßen und lese Artikel mit zuviel Hormonzugabe im Tierfutter. Unsere Mitmenschen beurteilen wir nicht viel zu oft, viel zu Vorschnell auf den ersten Blick. Eine enorme soziale wie auch politische Dimension enthält dieser Auftrag.

Es bleibt die Verantwortung vor Gott, vor meinem Mitmenschen und vor mir selbst in all meinen Lebensbereichen wie in der Freizeit, im Berufsleben, … etc. Doch wie entlastend: Gott wusste, dass wir das alles nicht schaffen und gab sich für unsere Verantwortungslosigkeit selbst  in Jesus Christus am Kreuz hin, damit wir frei werden und Erben des ewigen Lebens sein dürfen.