WER WAR EDITH STEIN
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Edith Stein ist eine der großen Frauengestalten der Kirche des 20. Jahrhunderts. Am 12. Oktober 1891 wurde Edith als siebtes Kind und als Jüdin in Breslau geboren. Mit sechs Jahren ging Edith in die Viktoria Schule in Breslau. Auf Anhieb wurde sie die Beste ihrer Klasse. Ihre ganze Verwandtschaft nannte sie die „kluge Edith“ und lobte ihren Ehrgeiz und ihre Intelligenz. Das machte sie traurig. Edith selbst: Ich wusste von den ersten Lebensjahren an, dass es viel wichtiger sei, gut zu sein, als klug.
Sie lernte voller Eifer, fleißig, diszipliniert und genau. Das Abitur bestand sie 1911 als eine der Besten. In Anspielung auf ihren Namen, meinte der Direktor des Gymnasiums einmal: Schlag an den Stein und Schätze springen hervor.“ Edith Stein war neunzehn Jahre alt, als sie mit dem Studium an der Universität Breslau begann. Die Studienfächer waren Deutsch, Geschichte und Philosophie, vor allem Psychologie.

Ihr Leben war reich an Freundschaften, und leidenschaftlich interessierte sie sich für die Rechte der Frau. Dies war eine Entwicklung, die ihrer Mutter Sorgen bereitete. Edith war zwar klug, aber nicht fromm. Sie hatte dem Glauben ihrer Väter abgeschworen und war Atheistin geworden. Nur aus Pietät, begleitete sie ihre Mutter in die Synagoge. Rückblickend schreibt sie: Meine Suche nach der Wahrheit, war ein einziges Gebet.
Das Christentum erschien Edith Stein als „ein Bereich von Phänomenen, an denen sie nun nicht mehr blind vorbeigehen konnte, nachdem ein Studienfreund vom Judentum zum Christentum konvertierte.

Hinzu kam ein Erlebnis, das sie beschrieb: „Wir traten für einige Minuten in den Dom, und während wir in ehrfürchtigem Schweigen dort verweilten, kam eine Frau mit einem Marktkorb herein und kniete zu kurzem Gebet in einer Bank nieder. Das war für mich etwas ganz Neues. In die Synagogen und in die protestantischen Kirchen, die ich besucht hatte, ging man nur zum Gottesdienst. Hier aber kam jemand mitten aus Werktagsgeschäften in die menschenleere Kirche wie zu einem vertrauten Gespräch. Das habe ich nie vergessen können.

Im 1. Weltkrieg  belegt sie einen Kurs für Hilfsschwestern beim Roten Kreuz und pflegt im Militärkrankenhaus die Soldaten. Danach erhielt sie den Auftrag, am Breslauer Gymnasium Latein zu unterrichten. Parallel zum Unterricht, schrieb sie an ihrer Dissertation Das Problem der Einfühlung“ und wurde Doktor der Philosophie summa cum laude. Danach schrieb sie eigene Arbeiten und betrieb ihre Habilitation, die ihr jedoch verweigert wurde, da sie eine „Frau“ war. Zu diesem Zeitpunkt war wissenschaftliche Forschung eine reine Domäne der Männer.

Auf Verwandtenbesuch im August 1921 in Bergzabern in der Pfalz griff Edith in den Bücherschrank: Ich griff hinein aufs Geratewohl und holte ein umfangreiches Buch mit dem Titel: Leben der Heiligen Theresia von Avila heraus. Ich begann zu lesen und war sofort gefangen und hörte nicht mehr auf bis zum Ende. Als ich das Buch schloss, sagte ich mir: Das ist die Wahrheit.“ Als Edith Stein das Buch zu Ende gelesen hatte, brach bereits die Morgendämmerung an. Sicher weiß man nur, dass sie an diesem Morgen fest entschlossen war, den christlichen Glauben anzunehmen und Karmelitin zu werden. So wird für Edith Stein Teresa von Avila zum Brückenschlag zwischen ihr und Jesus.

Heute gilt sie als bleibend aktuelle Gestalt von geistiger Kultur, tiefer Solidarität und schlichter Menschlichkeit für die Glaubenden besonders in Europa.

1998 wird sie in Rom heiliggesprochen und 1999 zur Patronin Europas ernannt. Edith Steins Leben und Tod sind Zeugnis eines unbeirrt gelebten Glaubens. Frauen, besonders in akademischen Berufen, werden von ihr stark angesprochen. Menschen über die Religionsgrenzen hinweg schätzen ihre geistige Haltung, die sie selbst einmal auf die knappe Formel bringt: Wer die Wahrheit sucht, der sucht Gott, ob es ihm klar ist oder nicht.

Die Edith-Stein-Gesamtausgabe umfasst 27 Bände:
· Autobiographische Schriften und Briefe (4 Bände)
· Philosophische Schriften (8 Bände)
· Schriften zur Anthropologie und Pädagogik (4 Bände)
· Schriften zur Mystik und Spiritualität (4 Bände)
· Übersetzungen (6 Bände)